Der Tod wird lediglich als ein Durchgang gesehen, zurück in die ursprüngliche Realität. Sterben meint für die Toraja, in den ursprünglichen Status zurückzukehren, denn nur das ist das ursprüngliche Leben in seiner Fülle. Trotzdem zählt dieser Durchgang als die entscheidendste Phase im Zyklus des Lebens. Denn nur mit ihm kann man zu dem Punkt gelangen, an dem das Leben angefangen hat. Es macht den Anschein, als sei das Torajaleben am Tod orientiert. Die Toraja leben gewissermaßen um zu sterben. So ist es beispielsweise sehr schwer, Geld für die Medizin eines Kranken zu bekommen; stirbt er aber – so wird die Familie alles daransetzen, das Bestattungsritual nach seinem Status auszurichten.
Die Toraja bestimmen selbst, wann eine Person den `Atem` verliert und `stirbt. Der physische Tod eines Menschen wird erstmal bis zu einem unbestimmten Zeitpunkt ignoriert. Die Person gilt als „heiß“oder „krank“. Und da sich in einem solchen Zustand die Seele zwar lockert, aber nicht ganz weicht, endet hier auch nicht die menschliche Entwicklung. Dieser Zwischenstatus der Person, weder als lebendig noch als tot zu gelten, existiert so lange bis die rituellen Bestattungszeremonien einsetzen.
Dafür schlachten sie zwei Büffel, die sie zuvor mit dem „Kranken“ identifizierten. Somit gilt der „Kranke“ als tot. Die Toraja unterscheiden hierbei zwischen einem guten und einem schlechten Tod. Angaben, was genau einen guten Tod ausmacht, findet man in der Literatur zwar nicht, aber, was man unter einem schlechten Tod versteht: Das sind Menschen, die keine „vollständigen“ Personen werden konnten, die „vor ihrer Zeit“ gestorben sind. Totgeborene Babys, Kleinkinder, Selbstmörder, Ermordete und Frauen, die bei der Geburt gestorben sind – sie alle erleiden einen schlechten Tod. Ihre Seelen gelangen nicht nach Puya, ins Totenland. Da bei Säuglingen noch nicht einmal die sonst so wichtigen Bestattungsrituale vollzogen werden – sie werden einfach mitsamt Nabelschnur östlich des Hauses vergraben – deutet hier nichts auf einen Tod hin. Sie erkennen ihn schlichtweg nicht als einen solchen an.
Mit dieser Trennung von gut und schlecht wird der Tod zu einer moralischen Tatsache: Er entscheidet – und das endgültig – über den Wert des Lebens. Es existiert also eine Symbiose zwischen der Art des Lebens und der Art des Sterbens.
Unverzüglich müssen alle Betroffenen – Familie, Kollegen, Nachbarn, Freunde – informiert werden. In der heutigen Moderne funktioniert das am besten via SMS. Der Empfängerkreis wird so groß wie möglich gehalten. Der Empfänger reagiert im Idealfall sofort auf die Mitteilung. Er spricht zunächst sein Beileid aus, sucht anschließend das Trauerhaus auf und demonstriert dort nochmals persönlich seine Anteilnahme. Obwohl der Gemeinschaft zwar ein Mitglied genommen wurde, vertiefen die anschließenden, gemeinsam ausgeführten Bestattungsrituale die Solidarität der Lebenden und lassen sie spüren, wie wichtig jeder Einzelne im Netz der Gemeinschaft ist.
Die Betroffenen dürfen ganz öffentlich ihre Trauer ausdrücken. Bei den anschließenden Ritualen steht „Hitze“ sogar für Gesundheit, Fruchtbarkeit und Vitalität. Gerade bei Ritualelementen, bei denen bloße Gewalt herrscht, repräsentiert „Hitze“ das Zentrum. Nur mit Hilfe dieser Rituale kann die Trauer verarbeitet werden. Und trotzdem wird erwartet, dass sich die Betroffenen danach wieder recht schnell fangen – ansonsten erschweren sie den Toten den Abschied und verwehren ihnen den Frieden im Jenseits.
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